2.2. | Interview mit Vorstandsdirektor (ÖBV) Werner Summer, geführt von Dr. Herbert Ritsch, Vizepräsident des Wiener Schachverbandes. Fotograf: Gerhard Peyrer.
Seit ihrer Gründung 1895 ist die Österreichische Beamtenversicherung eine unabhängige Versicherung (ÖBV).
Als Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit (VVaG) ist die ÖBV einnem solidarischen Prinzip verpflichtet und verfolgt ausschließlich die Interessen ihrer Mitglieder, die gleichzeitig auch „Miteigentümerinnen und Miteigentümer“ des Unternehmens sind.
Das ermöglicht der ÖBV ein nachhaltiges Wirtschaften: Bei der Gewinnbeteiligung in der Lebensversicherung rangiert die ÖBV seit vielen Jahren im oberen Bereich der Branche.
Die ÖBV versichert seit ihrer Gründung die Bediensteten des öffentlichen Sektors, aber auch alle anderen aus dem nicht-öffentlichen Bereich können die Angebote der ÖBV nutzen.
Die ÖBV ist der Versicherungspartner in Österreich mit besonderem Fokus auf den öffentlichen Sektor und mit Schwerpunkt auf Lebens- und Unfallversicherungen. Die ÖBV schafft bei ihren Kundinnen und Kunden mit bedarfsgerechten Produkten und einem nachhaltig hohen Kundennutzen echten Mehrwert.
Werner Summer
Werner Summer wurde 2014 vom Aufsichtsrat in den Vorstand berufen und zum Vorstandsvorsitzenden-Stellvertreter der Österreichischen Beamtenversicherung (ÖBV) ernannt.
Der passionierte Hobby-Schachspieler ist seit 23 Jahren bei der ÖBV und verfügt über ausgezeichnete Kenntnisse in den Bereichen Versicherungsaufsichtsrecht, Steuerrecht und Unternehmensrecht, ist aber auch profunder Kenner des ÖBV-Kapitalanlageportfolios. Seit 2005 leitete er die Abteilung Rechnungswesen, ab 2009 war er Prokurist und ist seit Mitte 2014 erfolgreich in der Position eines Vorstandsmitgliedes.
Interview mit Herrn Vorstandsdirektor Werner Summer
Was sind die besonderen Momente in Ihrem Berufsleben, die Sie nun dahin geführt haben, wo Sie jetzt sind?
Das Leben führt viele Facetten – eine Strategie von Anfang an hatte ich mit Sicherheit nicht.
Ich kann mich an viele Gespräche mit meinem Vater erinnern, bei denen ich zwischen vielen Berufsbildern hin- und herschwankte. Aber eines wusste ich mit Sicherheit schon damals: ich wollte kein Finanzbeamter oder Buchhalter werden!
Mittlerweile habe ich beide Berufe hinter mir: 13 Jahre war ich im Finanzamt tätig, um dann zur ÖBV als Mitarbeiter für das Rechnungswesen zu kommen.
Genau das, was ich eigentlich nicht tun wollte, hatte ich wider die eigenen Vorstellungen dann doch gemacht. Erstaunlicherweise haben mir beide Positionen sehr viel Spaß gemacht, wiewohl es auch nicht meine Strategie war, in den Vorstand der ÖBV berufen zu werden.
Durch den tragischen Tod meines Vorgängers bin ich zunächst interimistisch und später, bestätigt durch den Aufsichtsrat, offiziell in den Vorstand aufgerückt.
Was bedeutet es für Sie nun, in der ersten Reihe zu stehen? Was sind die Besonderheiten, die sich von anderen Positionen unterscheiden?
Zuvor habe ich die Grundlagen für die Entscheidungen selbst aufbereitet und nun bekomme ich sie vorgelegt! Das gibt mir jedoch das notwendige Gespür, sich auf die wesentlichen Punkte sofort konzentrieren zu können.
Wie treffen Sie Entscheidungen?
Es ist eine gute Mischung von allem. Neben der Intuition, sind dies Erfahrung und Wissen.
Alle drei Säulen einer fundierten Entscheidung werden auch durch das Schachspiel sehr elegant trainiert!
Bevor ich dann doch den Zug mache oder eine Entscheidung treffe, höre ich zu guter Letzt auf mein Bauchgefühl. Ich treffe nie eine Entscheidung, wenn dieses Bauchgefühl für mich nicht gut ist. Es bleibt der Eindruck, dass mich etwas ganz Massives stört, obwohl ich es nicht benennen kann. Ich bin noch nie in meinem Leben damit schlecht gefahren.
Meine Struktur für den Entscheidungsprozess ist Top-Down: die Sichtweise der Stakeholder, der Shareholder, der Mitarbeiter bedenken, sowie ob insgesamt die für das Unternehmen richtige Richtung eingeschlagen wurde.
Sind diese Komponenten alle „grün“, wird erst über die taktischen Varianten nachgedacht. Die Grundlage bildet für mich stets die Zeitachse: Kurz-, mittel-, langfristig, wobei die Weitersicht in die Ferne die für mich stärkste Komponente für eine Entscheidung darstellt.
Ähnlich ist es mit einer Schachpartie. Eine Eröffnung gewinnt selten eine Partie im Regelfall. Dies vergleiche ich mit kurzfristigen Entscheidungen. Erst die Sicht, wie man im Mittelspiel steht und später dann im Endspiel, entscheidet die Partie. Daher ist eine Stellung, die man langfristig anstrebt, aber in der Gegenwart noch nicht die Bedeutung hat, für mich zentral.
Strategische Entscheidungen als „die großen Entscheidungen“ sind für mich selten schwierig. Viel komplizierter sind die „kleinen“ oder taktischen Entscheidungen, die den beruflichen Alltag ausmachen. Einfach aus dem Grund heraus, weil man bei einer falschen Entscheidung sofort die Konsequenz hautnah spürt und selten dann sofort die richtigen Lösungen unter Zeitdruck findet. Bei strategischen oder langfristigen Entscheidungen gibt es diese spezielle zeitliche Komponente weniger.
Man trifft auch wesentlich mehr kleine Entscheidungen als große. Daher ist auch die Fehleranfälligkeit bei den „kleinen“ umso höher.
Was bedeutet Schach für Sie?
Als ich im Internat in Mattersburg zur Schule ging, habe ich sehr viel Schach gespielt. Dieses Spiel hat mich das gesamte Gymnasium hindurch begleitet.
Neben dem Billard- und Tischtennistisch gab es in der Schule eine Vielzahl von Schachbrettern. Oft dauerten die Partien bei uns über mehrere Tage. Die Stellung am Schachbrett beließen wir oft unverändert, solange wir nicht den für uns „richtigen“ Zug gefunden haben.
Das waren damals wirklich klassische „Hängepartien“, die man heute ja gar nicht mehr kennt.
Schach ist dann auch in unsere Familie hineingetragen worden. Mein Sohn begann Schach zu spielen. Leider spiele ich heute mangels Partner wenig Schach. Das Spiel am Computer oder im Netz ist für mich weniger attraktiv. Zum Schach gehört für mich der Mensch, der mir gegenüber sitzt und vielleicht genauso verzweifelt einen guten Zug finden möchte wie ich. Das verbindet und gibt dem Spiel eine besondere Note, die man in der digitalen Welt nicht mehr findet.
Als ich gemeinsam mit GM Judith Polgar bei der Veranstaltung von Herbert Ritsch und Harald Schneider-Zinner war, merkte ich, wie sehr ich noch Strategie und das Gespür für richtige Züge habe, als wir gemeinsam im Vorraum auf einem großen Schachbrett gegen Damen der österreichischen Schach-Nationalmannschaft spielten.
Und… ich warte noch auf DAS Schachbrett, das mich verzaubert. Ich bin mir sicher, dass es irgendwo auf der Welt in einem Laden noch auf mich wartet, erworben zu werden!
Interview mit Vdir Werner Summer
Bericht: Herbert Ritsch
Fotos: Gerhard Peyer