Oktober | Vieles neu bei Sandleiten. Einiges hat sich im Verhältnis zur letzten Saison beim Schachverein Sandleiten geändert: ab sofort spielt man mit dem SV Flötzersteig in einer Spielgemeinschaft und bündelt so die Kräfte. Nachdem die beiden Klubs – Sandleiten in der Saison 2014/15 und Flötzersteig ein Jahr später – aus der A-Liga abgestiegen sind, kann es nur ein Ziel geben: den Wiederaufstieg in die A-Liga. Nach der Saison 2017/18 hatten die Sandleitner nach einer Mitgliederbefragung noch freiwillig auf den Aufstieg verzichtet.
„Wir peilen den Aufstieg an, aber die Konkurrenz ist natürlich nicht zu unterschätzen“, meint Sandleiten-Obmann Joachim Salamon im Gespräch mit WSV-Präsident Johann Pöcksteiner, Vizepräsident Joachim Wallner und Klaus Opl beim gemeinsamen Gespräch im Café Kriemhild im September.
„Schon letztes Jahr waren wir knapp dran, mussten dann aber Favoriten den Vortritt lassen“
ergänzt Gerhard Hruza, der auch als Schriftführer bei Sandleiten tätig ist
Bewegte Geschichte und ein Motivationsschub
Ca. 1920 gegründet, wurde der Verein Sandleiten als Arbeiterverein im Jahr 1934 aufgrund politischer Wirren verboten. Im Jahr 1947 erfolgte dann die Neugründung. War man anfangs noch in den SPÖ-Lokalitäten des Bezirks untergebracht, erfolgte der Auszug aus diesen Räumlichkeiten dann aus finanziellen Gründen, da der Eigentümer eine für den Verein zu hohe Miete forderte. Im Lauf der Jahrzehnte spielte der Verein dann in verschiedenen Lokalen und auch immer wieder in neuen Spielgemeinschaften. In den 1990er Jahren gab es eine Spielgemeinschaft mit Ottakring, dann eine kurze Kooperation mit Hernals und ab der Saison 2001/02 mit dem historisch renommierten Klub Kaisermühlen, der sich leider vor einigen Jahren gänzlich aufgelöst hat.
Ein langes Zuhause fand der Klub dann im bekannten Café Max Ecke Mariengasse / Taubergasse, wo der Klub über viele Jahre spielte. Das Café war nach dem bekannten Eigentümer Max Teuber benannt, der den Betrieb ab dem Jahre 1957 führte und in „Kulturcafé Max“ umtaufte.
Zusätzlich wäre natürlich noch das Cafe Ritter in Ottakring zu erwähnen, in dem sich an Klubabenden immer Spieler zum geselligen Zusammensein am Schachbrett treffen. Die kommende Meisterschaftssaison wird man im Café Kriemhild im 15. Bezirk in Angriff nehmen, wobei auch die Lokalitäten des Wiener Schachverbands im Schachhaus zusätzlich genutzt werden sollen.
„Mit allen Mannschaften die Heimspiele im Café Kriemhild auszutragen, geht sich leider platzmäßig nicht aus“
erzählt Joachim Salamon
Mit diesem Problem sind heutzutage leider viele Vereine in Wien konfrontiert. Die Zeiten, als es noch überall traditionelle Wiener Kaffeehäuser gab, die Extraräume für Schachspieler gerne zur Verfügung stellten, sind leider vorbei.
Über viele Jahre lang leitete der leider schon verstorbene Herbert Nehonsky die Geschicke der Sandleitner. Legendär sind seine Motivationsbriefe an jeden einzelnen Spieler vor Beginn der Saison, in welchen er den Spielern voraussagte, dass ihre Elozahl am Ende der Saison mit Sicherheit über jener am Anfang der Saison liegen wird.
Starke Spieler sollen den Erfolg garantieren
Insgesamt 5 Mannschaften bieten den Spielern von Sandleiten und Flötzersteig in der kommenden Saison Platz für schachliche Erfolge. Am Spitzenbrett ist seit vielen Jahren der Deutsche Jörn Schulz im Einsatz, der derzeit über eine internationale ELO-Zahl von 2257 verfügt und daher auf Brett 1 ein wahres Bollwerk darstellt. Der renommierte FIDE-Meister Johannes Wirius ist in der letzten Saison zum Klub gestoßen und bringt neben einer ELO-Zahl von 2147 eine gehörige Portion Routine mit. „Ich kenne ihn schon lange vom Verbund, wo er in der Betriebsschachmeisterschaft für uns spielt“, erzählt Joachim Salamon, der auch – neben Sandleiten – Obmann beim Verbund ist. Damit nicht genug, fungiert er auch noch als Obmann des niederösterreichischen Klubs Kottingbrunn. Die Nummer 3 der Sandleitner Rangliste ist Stefan Lammer, der auch noch eine ELO-Zahl von knapp über 2100 vorweisen kann.
Zusätzlich zu den erwähnten Top-Spielern von Sandleiten kommen noch die Flötzersteiger Spitzenspieler wie Herbert Nagel (ELO 2064), Horst Lichtblau und Ernst Haberberger (beide ELO 2044) hinzu, sodass die Spielgemeinschaft Sandleiten / Flötzersteig sicherlich zu den Topfavoriten in der B-Liga Süd zählt.
Einige sind leider nicht mehr dabei
Leider muss auch der SV Sandleiten dem Lauf der Zeit Tribut zollen. Viele bekannte Sandleitner (und auch Kaisermühlner) Schachspieler sind in den letzten Jahren von uns gegangen. In den letzten Jahren starben beispielsweise neben dem bereits erwähnten Alt-Obmann Herbert Nehonsky auch Ernst Kürt, Johann Mulzet, Adolf Huber, Anton Lalics, Herbert Hodac und Anton Hrdy, der noch im Alter von über 90 Jahren aktiv spielte. Erst vor kurzer Zeit verlor der SV Sandleiten den für seinen Humor bekannten FM Helmut Waller, der noch bis vor wenigen Jahren intensiv an Turnieren im In- und Ausland teilnahm. Der Wiener Schachverband gedenkt in Trauer dieser Spieler und wünscht gleichzeitig dem Schachverein Sandleiten eine erfolgreiche und positive Zukunft.
Bericht: Klaus Opl
Fotos: Kineke
Zur Übersicht Schachklubs des Monats